Leben am Roten Meer

Hurghada-Taxi

Unsere Hurghada Kolumne wird bunter. Wir konnten unsere Tauchlehrerin Jessica als Co-Autorin gewinnen. Viel Spass mit ihren Eindrücken vom Roten Meer:

Manchmal frage ich mich, wann denn nochmal der Rückflug geht aus Ägypten für mich geht. Doch es gibt keinen Rückflug: Ich lebe jetzt am Roten Meer. Genauer gesagt in Hurghada, Ägypten. Viele kommen für einen Tauch- oder Strandurlaub hierher, doch es macht einen Unterschied, wenn man sich entschließt, für einen gewissen/ungewissen Zeitraum hier zu bleiben.

Es dauert einen Moment bis man sich eingelebt hat aber umso wohler man sich fühlt umso schneller geht es. Für mich ist es der erste Auslandsaufenthalt und ich habe meinen Schritt noch nicht eine Sekunde bereut … auch wenn es nicht immer einfach ist als „Blondie in Egypt“. Ich erinnere mich gut an meine ersten Taxifahrten, die ich natürlich ziemlich touristisch anging. Ein Taxi anhalten musste ich nie, denn anders als ich es gewohnt war machen hier die Taxifahrer auf sich aufmerksam. Ich befand mich quasi in einem ständigen Hupkonzert auf das ich dummerweise immer reagierte und somit nach kurzer Zeit etwas genervt durch die Straßen ging. Mit einem einfachen „No, thank you“ war es meist nicht getan und um nicht unhöflich zu sein ließ ich mich auch noch auf einen kleinen Plausch ein. Auch wenn ich das Taxi dankend annahm waren es immer dieselben Fragen. Es fing an mit „Woher kommst du“, „Wie heißt du“, „Wie alt bist du“ und zu guter Letzt dass obligatorische „Bist du verheiratet – wo ist dein Mann – wie viele Kinder hast du“. Mit der Wahrheit konnten sie wenig anfangen und löcherten mich weiter, bis ich mir eines Tages überlegte ob wohl eine Schocktherapie helfen würde? Sie tat es, ich flunkerte und sagte, dass ich auf Frauen stehe. Dann hatte ich meine Ruhe. Anfangs fand ich es witzig doch dann wurde mir irgendwann unwohl, denn zum Einen sind Lügengeschichten nicht mein Ding und zum Anderen befinde ich mich in einem Land, in dem Homosexualität immer noch mit grossem Unverständnis begegnet wird.

Meine nächste Überlegung war: „Um Respekt zu ernten, sollte man ihn säen“, nur wie? Ich begann die Sprache zu lernen, denn ich finde es zeugt von Respekt den Einheimischen in ihrer Sprache zu begegnen und sie zur Verständigung nicht englisch oder deutsch mit mir sprechen müssen. Und sieh mal einer guck, es funktionierte. Das ständige Hupkonzert gehört mittlerweile zum Alltag, denn unter anderem ist es auch eine Art Kommunikation mit anderen Verkehrsteilnehmern. Meine Verneinung auf „Taxi?“ ist zu einem einfachen „la, shukran“ (nein, danke) geworden und dies wird sofort akzeptiert. Während ich ein Taxi mit „aiwa“ (ja) annehme und den Fahrer mit einem „a salama aleikum“ (Friede sei mit dir) oder „saba al cher“ (Guten Morgen) begrüße, sitze ich schon auf der Rücksitzbank. Kommt es zu einem meinerseits ungewollten Gesprächsthema, bitte ihn mit einem „kallem quais“ (sprich gut) um einen Themenwechsel. Da ägyptisch/arabisch eine schwierige Sprache ist, läuft vieles trotzdem noch auf englisch oder deutsch aber ich lerne täglich dazu. Außerdem bin ich positiv überrascht wie hilfsbereit man mir begegnet und mich in meiner Lernphase unterstützt.

Und die Moral von der Geschicht: Ohne gegenseitigen Respekt funktioniert es nicht!

Eure Jessica

Padi Tauchlehrer

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