Man muss schon zugeben, es läuft nicht immer alles rund in Ägypten. Mal streikt die Stadtleitung und es läuft kein Wasser, mal platzt ein Rohr und die ganze Kreuzung steht unter Wasser und manchmal sind es einfach die Alltagsprobleme die einen um Hilfe rufen lassen. Aber was es auch ist, jeder bietet dir hier seine Hilfe an.
Ich hatte in Deutschland manchmal das Gefühl, dass das Wort „Nächstenliebe“ für manche ein Fremdwort ist. Einige eilen nur zu Hilfe, weil sie sich das schlechte Gewissen ersparen wollen oder weil im Endeffekt auch noch etwas für sie rausspringt. Natürlich ist das nicht immer der Fall, Ausnahmen bestätigen die Regel!
Gerade war mal wieder Ramadan und auch wenn ich die Lebensweise der Muslime in dieser Zeit nicht nachvollziehen kann, ziehe ich meinen Hut für so viel Eigendisziplin so lange die Sonne auf die Wüste brennt. Nach dem Sonnenuntergang erwacht Hurghada und überall werden kostenlos Getränke und Essen angereicht. Die Hauptstraßen und Autobahnen sind besiedelt mit Menschen die dir liebevoll Getränke ins Auto reichen und es werden Zelte aufgebaut in denen man sich den Leib voll schlagen kann und das alles für lau.
Mit einem „bil hana wi shifa“ wünscht man einen guten Appetit und es beginnt und endet wie ein großes Familienfest. Vielleicht ist es gerade das, was das Leben hier so angenehm macht, man kommt sich vor wie in einer Großfamilie. Hautfarbe und Herkunft spielen einfach keine Rolle, denn es ist ein Miteinander ohne Selektion. Ich genieße diese Momente und ich könnte es mir nicht schöner vorstellen.
Auf der Arbeit ist es ähnlich. Wir bezeichnen uns selber als Team doch es steckt viel mehr dahinter. Es ist ein tägliches Hand-in-Hand und das scheint eines der Erfolgsgeheimnisse von James und Mac zu sein. Jeder hat zwar seine Aufgabe, ist quasi eine Figur im Spiel doch Niemand ist auf den alleinigen Gewinn aus, jeden Tag laufen wir gemeinsam auf der Zielgeraden und holen uns den Hauptgewinn.
Es ist immer Platz für ein Späßchen oder es findet ein deutsch-arabisch Unterricht in der Mittagspause statt. Es funktioniert einfach prima, wenn alle an einem Strang ziehen und das gleiche Ziel verfolgen. Wir sind den ganzen Tag draußen, bei schönstem Wetter auf dem Roten Meer und auch wenn es mal stressig wird, wirft niemand die Flosse in den Sand, denn Unterstützung ist sofort zur Stelle. Man muss auch nicht um Hilfe bitten, denn hier entwickelt jeder automatischen einen Sinn für Hilfsbereitschaft.
Ich habe mittlerweile das Gefühl, dass ich angekommen bin. An den „Rückflug“ habe ich schon lange nicht mehr gedacht, warum auch?
Und die Moral von der Geschicht: „Hand in Hand stolpert man nicht!“
Eure Jessica





