Hurghada Kolumne September

Immer Montags zum Wochenbeginn gibt es von unserem Course Director Farid in seiner Hurghada Kolumne ganz persönliche Worte zum Leben in Hurghada und zu Themen rund ums Rote Meer. Mal humorvoll und auch mal ernsthaft möchten wir euch Einblicke in unser tägliches Leben hier in Ägypten geben.

Farid-im-Wasser

Montag, 29.09.2014

Vorsicht Fotografen

Momentan läuft ja auf unserer Webpage unser Erlebniswettbewerb. Das ist ein Fotowettbewerb, bei dem unsere Gäste ihre Fotos für verschiedene Kategorien einsenden können. Der Besitz einer digitalen Unterwasserkamera gehört ja mittlerweile fast schon zur Standardausrüstung, ähnlich wie ein Tauchcomputer. Die Preise der Kameras und die dazugehörigen Gehäuse sind mittlerweile ja auch sehr günstig geworden.

Ich erinnere mich allerdings noch gut an die Zeiten, als Unterwasserfotografen eine eingeschworene Gemeinschaft waren, die mit Kameragehäusen von den Ausmassen eines Klein U-Boots um die Welt gejettet sind. Dazu kam natürlich noch die Beleuchtungsanlage die ähnlich dimensioniert war. Die Kosten für solch ein System beliefen sich rasch auf mehrere Tausend D-Mark (ach ja, die gute alte D-Mark, werden einige von euch jetzt seufzen, mich eingeschlossen). Aber zurück in die Gegenwart: Die Unterwasserfotografie ist also heutzutage für jeden erschwinglich geworden. Aber genau darin liegt manchmal auch das Problem: In früheren Zeiten entschlossen sich die Unterwasserfotografen erst nach vielen, vielen Tauchgängen sich eine Fotoausrüstung im Gegenwert eines Kleinwagens zu kaufen. Heutzutage gehen so mache Taucher auf Motivsuche, deren taucherische  Fertigkeiten zumindest, nun ja, suboptimal sind. Ich möchte das einmal vorsichtig ausdrücken.

Fern liegt es mir irgendwelche Bevormundungen auszusprechen, aber eine gewisse Sicherheit in Sachen Tarierung ist nicht nur der Bildkomposition dienlich sondern vermeidet auch eine Spur der Verwüstung zu hinterlassen. Ganz nach dem Motto: Den Nemo fotografisch erwischt aber leider auch die Tischkoralle mit der Flosse geköpft. Natürlich ist noch kein Meister vom Himmel gefallen und nachdem man sich Unterwasser wohl fühlt und sich sicher bewegen kann, ist die Unterwasserfotografie eine faszinierende Sache. Aber auch hier sollte der Grundsatz gelten: Wenn unter mir Sandgrund ist, kann ich mich hinknien. Aber niemals sollte ich mich beim fotografieren irgendwo festhalten oder abstützen müssen, damit mein Foto etwas wird. Dann heisst es einfach Pech gehabt und das Motiv nehme ich als schöne Erinnerung mit!

Montag, 22.9.2014

Eine lebensverändernde Erfahrung

Ehrlicherweise muss ich sagen, dass ich natürlich der ganzen Sache nicht neutral gegeüber stehe. Nein, vielmehr bin ich ja auch schon lange vom Virus befallen. Nicht nur das, sondern mittlerweile bin ich tätig um das Virus weiter zu verbreiten. Das Tauchvirus hat mich von an Anfang an gepackt. Wie hiess es bei meiner Ausbildung zum Course Director: Diving is a life changing experience – Tauchen ist eine lebensverändernde Erfahrung.

Dem kann ich nur zustimmen: Mein Leben wurde durch das Tauchen ziemlich umgekrempelt. Nachdem ich eine Saison als Tauchlehrer gearbeitet hatte, war für mich klar: Ich will mehr. Mehr Tauchen, mehr Fische, mehr Sonne, mehr Horizont, mehr Meer. Nach wie vor ist Tauchlehrer mein Traumberuf – ok, wenn ich die Möglichkeit hätte auch Astronaut zu werden würde ich in eine schwere Krise geraten. Aber so lange ich Aquanaut bin, ist meine Welt so ziemlich in Ordnung.

Als Ausbilder für Tauchlehrer erfahre ich in jedem meiner Tauchlehrer Kurse immer wieder diese Begeisterung für das Meer. Meine Instructor Kandidaten haben alle einen unterschiedlichen beruflichen, sozialen und kulturellen Hintergrund – aber jeder dieser zukünftigen Tauchlehrer hat diese Liebe zu H2O mit Korallen und Fischen. Jeder von ihnen hat durch das Tauchen diese “Life changing experience” gemacht. Für viele ist dieser Eindruck so stark, dass sie ihr Leben in andere Bahnen lenken um als Tauchlehrer in ihrem neuen Büro zu arbeiten – dem Meer.

Montag, 15.9.2014

Wisst ihr noch – das erste Mal

Könnt ihr euch noch an euer erstes Mal erinnern? Man war aufgeregt, voll freudiger Erwartung aber man hatte auch Respekt. Man wusste ja nicht, was auf einen zukommt. Dann war es soweit – eine beruhigende Stimme und eine liebevolle Betreuung machten das Erlebnis zu einer einzigartigen Erfahrung. Ich meine natürlich den ersten Tauchgang im Roten Meer 🙂 Der erste Tauchgang im Roten Meer war wohl für uns alle so etwas wie eine Offenbarung.

Ich kann mich noch gut an mein erstes Mal erinnern. Nachdem ich meinen Tauchschein in der heimischen Ostsee gemacht hatte fuhr ich als frisch gebackener Open Water Diver nach Ägypten. Die Ostsee ist völlig ok zum tauchen aber eben nicht wirklich bunt und warm und fischreich und … ok, ok ich komme schon wieder ins schwärmen. Jedenfalls war ich so fasziniert von der bunten und farbenprächtigen Unterwasserwelt, dass ich während des ersten Tauchgangs im Roten Meer einfach vergessen habe auf meinen Tiefenmesser zu schauen. Der Guide hat mich dann netterweise auf meine tiefe aufmerksam gemacht.

Selbst heute erlebe ich diese Faszination immer noch. Natürlich habe ich mir mittlerweile angewöhnt ab und zu einmal auf meine Instrumente zu schauen 🙂 Aber dieses Gefühl an einem der wunderbarsten Plätze auf der Welt zu sein, ist einfach einzigartig. Schon die Ausfahrt auf dem Tauchboot ist vielleicht wirklich zu vergleichen mit der Fahrt zu einer Verabredung. Eine unbestimmte freudige Erwartung in Verbindung mit der Sonne und dem Wind, der einem ins Gesicht lacht lassen Erinnerungen aufsteigen – an das erste Mal, damals, als man den Sprung in die neue Welt des Roten Meeres gemacht hat.

Montag, 8.9.2014

Ägypten – willkommen zurück

Es ist wohl nicht mehr zu leugnen. Die Urlauberzahlen in Ägypten steigen stetig wieder an und auf unserer Tauchbasis haben wir das Gefühl, dass unsere Gäste nur darauf gewartet haben wieder an das Rote Meer zu reisen. Das liegt nicht in erster Linie an dem unschlagbaren Preis Leistungsverhältnis. Viele unserer Taucher haben eine ganz spezielle Beziehung zu Land und Leuten. Oftmals sind sie schon mehrfach in dem Land am Nil gewesen und viele viele Visastempel zieren die Seiten des Reisepasses. Die persönliche und freudige Begrüssung durch so manchen Hotelangestellten unterstreicht noch das Gefühl wieder einmal am richtigen Ort zu sein. Wenn man dann noch auf das Meer blickt und die warmen Sonnenstrahlen spürt ist es kaum zu glauben, dass man nur viereinhalb Flugstunden vom einsetzenden Frühherbst entfernt ist.

Ich persönlich freue mich aber auch für die vielen ägyptischen Taxifahrer, Shopbesitzer, Kellner, Bootsjungen die durch das Wiedereinsetzen des Tourismus wieder ihr regelmässiges  Auskommen haben. Natürlich sind die Ägypter nicht blind und wissen, dass es noch viel zu tun gibt aber Hoffnung verleiht ja Flügel und die ersten Schritte in eine wirtschaftliche Normalität sind gemacht. Deshalb sagt Ägypten voller Freude sagt zu seinen Gästen – Willkommen zurück!

Montag, 1.9.2014

Eine fantastische Begegnung und eine grausame Tradition

Herzlich Willkommen im September. Wir starten in den neuen Monat mit einer fantastischen Begegnung und dem Bericht über eine grausame Tradition.

Wie wir ja berichteten kam unseren Tauchern letztens ein Walhai vor die Maske. Einige unserer Gäste hatten sogar ein paar Tage später eine weitere Begegnung mit einem dieser sanften Riesen. Ich denke, dies ist ein Erlebnis, das keiner der Beteiligten je vergessen wird. Es ist einfach ein unglaubliches Schauspiel, wenn solch ein grosses Tier in aller Ruhr seiner Bahnen zieht. Eigentlich kann man da nur noch dankbar sein für solche Begegnungen.

Dankbar in ganz anderer und wirklich grausamer Art sind die Bewohner der Faröer Inseln. Jahr für Jahr wiederholt sich ein blutiges Schauspiel am nördlichen Rande Europas: Die Bevölkerung der zu Dänemark gehörenden Färöer-Inseln macht Jagd auf Wale. Obwohl die Waljagd durch Europäische Richtlinien und internationale Konventionen verboten ist, nutzen sie ihren politischen Sonderstatus, um mit der Berufung auf alte, überholte Traditionen jedes Jahr bis zu tausend Grindwale zu töten.

Eine Eigenart der Wale spielt den Jägern dabei in die Hände. Grindwale sind äußerst soziale Tiere, die ihrem Leittier auch in den Tod folgen und sich um kranke und verletzte Tiere der Gruppe kümmern. Aus diesem Grund fliehen keine Einzeltiere und die gesamte Walfamilie sitzt in der Falle. Nachdem die Tiere in eine Bucht getrieben worden sind beginnt das abschlachten. Getötet werden sie mit dem Grindmesser, mit dessen Hilfe das Rückenmark und die das Gehirn versorgende Schlagader durchtrennt werden. Das Massaker dauert oft Stunden, einzelne Tiere ersticken an ihrem Blut, andere warten im Blut ihrer Artgenossen auf den grausamen Tod.

Man muss bestimmt nicht erst eine fantastische Begegnung mit einem Walhai haben um die Grausamkeit und Sinnlose dieser „Tradition“ zu erkennen. Die Organisation Sea  Shepherd hat eine Kampagne gegen diesen Irrsinn gestartet. Infos zu der Aktion Grindstop gibt es hier.

4 Kommentare zu "Hurghada Kolumne September"

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