Hurghada Kolumne März 2015

Immer montags zum Wochenbeginn gibt es von unserem Course Director Farid in seiner Hurghada Kolumne ganz persönliche Worte zum Leben in Hurghada und zu Themen rund ums Rote Meer. Mal humorvoll und auch mal ernsthaft möchten wir euch Einblicke in unser tägliches Leben hier in Ägypten geben.

Farid-im-Wasser

Montag, 30.3.2015

Reizwäsche in Hurghada

Viele von euch wissen ja, dass ich aus Hamburg komme und viele von Euch kennen natürlich auch die sündigste Meile der Welt: die Reeperbahn. In meinen wilden Jahren habe ich sogar eine Zeitlang auf St. Pauli gewohnt. Aber was hat das nun eigentlich mit Hurghada zu tun. Nein, es hat hier nicht noch eine sündige Meile eröffnet – da kann es nur das Original in der Hansestadt geben.

Aber als ich letztens durch Hurghada gebummelt bin, habe ich mich doch glatt nach St.Pauli versetzt gefühlt. Plötzlich stand ich vor einem Dessous Laden der sehr aufregende Exponate in seinem Schaufenster zeigte. Einige Modelle waren sehr gewagt und ich habe das natürlich nur aus rein wissenschaftlichem Interesse betrachtet. Dieser Laden ist kein Einzelfall – es gibt diese Läden für die sehr spezielle Mode nicht nur in Hurghada sondern mir ist das auch schon in Kairo aufgefallen.

Was etwas gewöhnungsbedürftig ist, das diese Läden im normalen Straßenbild auftauchen – links ist der Bäcker und rechts der Elektrohandel. Wer also nach dem Brötchenkauf und vor dem Erwerb einer neuen Glühbirne seiner Liebsten ein atemberaubendes Negligee kaufen möchte ist hier genau richtig. Na dann, viel Spaß!

Montag, 23.3.2015

Die Macht der Tiefe

Ich weiss nicht wie es euch geht, aber jedes mal wenn ich abtauche mache ich eine Verwandlung durch. Wenn die Wogen über mit zusammen schlagen und ich eintauche in die Welt der Stille komme ich zur Ruhe. Die fast schon meditativen Atemgeräusche verstärken diesen Eindruck. Es ist alles anders dort unten aber trotzdem nicht fremd sondern freundlich und ruhig. Wenn man genau hinhört ist es natürlich nicht wirklich still – es knabbern Papageienfische an Korallen herum oder man hört Delfine, die sich in der Nähe unterhalten. Der Eindruck der Stille bleibt jedoch, denn die Bilder  die wir Unterwasser sehen dürfen, sind schön und stimmig. Ich empfinde es nach wie vor als Privileg Taucher zu sein und dieses Naturschauspiel erleben zu können. Schwerelos gleite ich an Korallenblöcken vorbei und staune über diesen Mikrokosmos voller Leben, ich tauche an beeindruckenden Steilwänden vorbei und schaue in das Sonnenlicht, dessen Strahlen sich gebündelt in der Tiefe verlieren.

Steilkanten haben für mich schon immer einen besonderen Reiz gehabt. Es ist wie Fallschirm springen, nur unendlich langsamer so dass man den Augenblick auskosten kann, da man anfängt zu sinken. Es ist nur ein kleiner Druck mit dem Finger und schon entweicht die Luft aus dem Jacket und man strebt der Tiefe entgegen. Der Atemwiderstand verändert sich – nicht unangenehm nur anders. Man sinkt in einen Abgrund und ist gleichzeitig ein Teil davon. Die Riffwand zieht an mir vorüber bis ich wieder das Zischen des Inflators höre und mein Sinkflug stabilisiert wird. Meine Instrumente sagen, das ich noch etwas Zeit in dieser Tiefe habe und so geniesse ich noch den Anblick dieser mächtigen Felswand vor der wir schweben. Dann beginnt der langsame Aufstieg, zurück an die Oberfläche. Ein letzter Atemzug kurz bevor ich auftauche und die andere Welt hat mich wieder. Aber mir hat es dort unten schon sehr gut gefallen.

Montag, 16.3.2015

Schwertwale und unglaubliche Begegnungen 

Unsere Tauchlehrerin Lucy hatte mit ihrer Gruppe in der vergangenen Woche eine schier unglaubliche Begegnung. Sie konnte eine Gruppe Kleiner Schwertwale beobachten. Das „Klein“ muss aber relativiert werden, denn schließlich können diese Tiere eine Körperlänge von bis zu sechs Metern und ein Maximalgewicht von 1400 Kilogramm erreichen. Die Sichtung dieser Tiere war aber noch nicht alles, denn auf einmal schwamm auch noch ein Adlerrochen in die Szenerie. Doch auch hier konnte Mutter Natur noch einen drauf setzen und auf einmal fingen die Schwertwale an Thunfische zu jagen. Was für eine unglaubliche Begegnung! Lucy hat dieses Spektakel übrigens in sehr schön Worte gekleidet.

Wenn es auch nicht immer Schwertwale sind, die uns vor die Maske kommen, kennen viele von uns solche unglaublichen Begegnungen. Was wie ein normaler Tauchgang anfängt entwickelt sich zu einem Festival der Sichtungen. Ich kann mich noch gut daran erinnern wie ich vor ein paar Jahren mit einem Open Water Dive Kurs für den ersten Tauchgang hinausgefahren bin. Auf dem Weg zum Tauchplatz wurde vom Kapitän etwas Grosses gesichtet. Nachdem meine Tauchschüler und ich die Schnorchel Ausrüstung angelegt hatten, kam ein Walhai vorbei. Die erste Ausfahrt und dann gleich ein Walhai – wir Taucher sagen zu etwas: „Versaut fürs Leben“.

Aber ob es nun Schildkröten, Haie, Mondfische, Napoleon Familien oder riesige Delfin Schulen sind – das Schöne an unserem Sport ist, dass man nie weiss, was einen gleich erwartet. Aber auch wenn ein Tauchgang mit keiner spektakulären Sichtung endet so birgt auch ein normaler Tauchgang eine Vielzahl von unglaublichen Begegnungen. Senkrechte Steilwände, die in der Tiefe des Blaus verschwinden, kleine merkwürdige Lebewesen oder das glitzernde und leuchtende Plankton bei Nachttauchgängen – das sind Momente, die man als Taucher nicht vergisst. Wenn dann aber noch Schwertwale vorbeiziehen, ja dann kann man nur noch staunen.

Montag, 9.3.2015

Ausrüstungs- und Ausbildungsberater

Was gibt es nicht alles für Ausrüstung und Kurse für uns Taucher. Soll es ein balancierter oder unbalancierter Lungenautomat sein? Was ist der Unterschied zwischen einer harten und einer weichen Flosse – und wie erkennt man das überhaupt? Lohnt sich ein Nitroxcomputer für mich und brauche ich wirklich die Möglichkeit der fünf Gaswechsel? Soll ich jetzt schon den Advanced Kurs machen oder erst später? Das sind Fragen, denen  sich vor allem Tauchanfänger gegenüber sehen. Doch an Antworten zu kommen ist für viele der Tauchfrischlinge gar nicht so einfach.

Allerdings kenne ich eine Person, die darüber Bescheid weiss und kompetent Antwort geben kann: der Tauchlehrer oder eben die Tauchlehrerin. Das predige ich sozusagen gebetsmühlenartig in meinen Instructor Kursen. Als Tauchlehrer ist man nicht nur Ausbilder sondern gleichzeitig Ausrüstungs- und Ausbildungsberater. Der Tauchlehrer sollte die erste Adresse sein, durchaus auch nach Kursabschluss, bei dem der frisch zertifizierte Taucher Tipps und Ratschläge erhält. Vielen Tauchern ist nicht ganz klar was sinnvolle Ausrüstung sein kann und was eine sinnvolle Weiterbildung sein kann. Wichtig ist es uns aber, dass vor dem nächsten Kurs erst einmal mehr Erfahrung „zusammen getaucht“ werden sollte. Ganz anders ist es aber bei der Ausrüstung. Wir hatten hier schon öfter Tauchgäste die mit Doppel Wingjackets, Trimix Computern und weiterem Gerät für fortgeschrittene Taucher ankamen – und das als frisch gebackene Open Water Dive. Also liebe Taucher, falls euch der Tauchlehrer nicht sagt , was eine passende Ausrüstung ist, fragt ihn bitte um Fehlinvestitionen zu vermeiden. Das Ganze kann nämlich auch eine Frage der Sicherheit werden. Der erwähnte Gast mit dem Doppelwing hat sich damit nämlich fast umgebracht und war total glücklich, nachdem wir ihm stattdessen ein einfaches Tauchschul Jacket  gegeben haben. Weniger ist ja bekanntlich manchmal mehr.

Montag, 2.3.2015

In 270 Minuten in eine andere Welt

Erst einmal ein Herzliches Willkommen im neuen Monat. Wahrscheinlich geht es Euch ähnlich wie mir, je älter man wird desto schneller galoppiert der Sand durch das Stundenglas. Es war doch grade erst noch Weihnachten und nun schon wieder März. Irre!

Zeit ist heutzutage kostbar. Was kann man zum Beispiel  in 270 Minuten nicht alles machen: Zum Beispiel drei Bundesligaspiele anschauen, natürlich nur die Nettospielzeit gerechnet. Ich als Hamburger würde allerdings bei dem momentanen Leistungsstand des HSV nicht unbedingt dazu raten. Man kann auch mit der Bahn von Hamburg nach Mannheim reisen – was man dort will, muss dann jeder selbst wissen. Man kann aber auch in 270 Minuten in eine andere Welt reisen.

Ich bin immer wieder fasziniert wie nah die Welt durch das Flugzeug zusammen gerückt ist. Eben habe ich noch in meiner Heimatstadt Hamburg gefrühstückt und ein paar Stunden später bin ich in meiner Wahlheimat Hurghada gelandet und kann eine ägyptische Mahlzeit geniessen – und natürlich das nordafrikanische Klima. Der Unterschied könnte nicht deutlicher ausfallen zwischen hanseatischem Understatement und orientalischem Flair. Aber genau das ist es, was ich so mag. Der Hamburger ist ja nicht unbedingt für sein sprühendes Temperament bekannt, die norddeutsche Zurückhaltung ist ja eher sein Stil. Ganz anders ist es hier in Hurghada: Wenn ich nach eine längeren Zeit wieder vor Ort bin dauert es eine Zeit bis ich meinen Weg zu den Booten oder ins Büro geschafft habe. Viele von euch werden das aus eigener Erfahrung kennen. Kuss links, Kuss rechts, ein paar Worte wie es geht, ein Scherz, Schulterklopfen – das braucht eben seine Zeit. Es ist eben eine andere Welt.

2 Kommentare zu "Hurghada Kolumne März 2015"

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